Eine ganz besondere Führung über das Gelände der Gedenkstätte der Berliner Mauer durften wir am 12. September erleben. Dr. Günter Schlusche, Projektleiter für die Erweiterung der Gedenkstätte Berliner Mauer, führte uns zwei Stunden am ehemaligen Grenzstreifen in Berlin-Mitte entlang. Zu unserem Thema "Erinnern, Gedenken, Lebendighalten - Was ist Erinnerungskultur und wie lässt sie sich im Stadtbild gestalten?" schilderte er anschaulich, welche Gedanken und Vorstellungen dazu führten, dass die Gedenkstäte so aussieht wie sie sich uns heute darstellt. Wichtig war vor allem, dass sowohl die Westansicht der Mauer als auch die Ostansicht des Todesstreifens deutlich wird, also beide Blicke nachvollzogen werden können. Zudem sollte es auch ein Ort des Verweilens und nicht nur des Betroffenseins und der Trauer sein. Es sollte, wie es auch gelungen ist, gelebte Erinnerung werden. Viele Leute halten sich im Sommer auf der Wiese der Gedenkstätte auf, Millionen von Touristen haben das Denkmal bereits besucht. Es gehört zu der Erfolgsgeschichte eines Denkmals, dass es uns erinnert und dass es gleichzeitig gelebter Stadtraum ist.
Auf dem Gelände gibt es zudem eine Gedenktafel mit Fotos aller 136 an der Mauer verstorbener Menschen. Insgesamt sind nach 1961 noch ca. 250 000 Leute aus dem Osten in den Westen geflohen, es gab ca. 60 geheime Tunnel zwischen Ost und West.
Auch wenn den meisten von uns die Mauer im zweigeteilten Berlin noch präsent ist, gehört sie doch inzwischen zur Geschichte, die für die jungen Menschen in Deutschland längst vergangen und nicht mehr vorstellbar ist. Deshalb sind Gedenkstätten dieser Art, vor allem wenn sie so gelungen sind wie diese, unverzichtbar.
Der Abend klingt mit einem geselligen Zusammensein im Restaurant Oderquelle aus. Unser herzlicher Dank gilt Herrn Dr. Schlusche für die eindrucksvolle Führung.