Frisch aus der Sommerpause kehrten wir an unserem ersten Treffen zu unseren thematischen Wurzeln zurück – den Rechten der Frau. Am 8. September 2014 besuchte uns Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes, und dort seit 27 Jahren aktiv. Für diese Tätigkeit ist sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, u.a. 2013 mit dem Bundesverdienstorden.
Frau Stolle berichtet in ihrem Vortrag zunächst über die Motive, die zur Gründung von Terre des Femmes im Jahre 1981 in der französischsprachigen Schweiz geführt haben: Bis dahin hatten sich Menschenrechtsorganisationen überwiegend als solche für Männer verstanden, die - z.B. als politische Gefangene - der Unterstützung bedurften (so z.B. Terre des Hommes). Die Tatsache, dass in Unrechtssituationen aber sehr oft auch Frauen betroffen sind, geriet dabei aus dem Blickfeld. Dieser Umstand führte dann zur Gründung der Terre des Femmes – einer Menschenrechtsorganisation, die sich, zunächst ehrenamtlich organisiert, dann aber zunehmend professionalisiert und inzwischen auch international agierend (seit 2008 Zweigstelle in Berlin mit 27 Mitarbeiterinnen) der Sache der Frauen annimmt.
Terre des Femmes arbeitet vor allem gegen
- Zwangsheirat
- Gewalt im Namen der Ehre
- Genitalverstümmelung
- Ausbeutung von weiblicher Arbeitskraft
- Menschenhandel / Zwangsprostitution
- häusliche / sexualisierte Gewalt
Die Strategien von Terre des Femmes liegen vor allem in der Lobby - und Öffentlichkeitsarbeit, um ein öffentliches Bewusstsein für ihre Themen zu schaffen. Die vielfältigen Kampagnen (Broschüren, Plakate, Aktionen, Ausstellungen ...) werden inzwischen auch von Beratungsstellen ergänzt, an die Frauen sich wenden können, wenn sie in konkreter Not sind. Für Mädchen, die z.B. von Zwangsheirat bedroht sind, vermittelt die Organisation Schutzwohnungen.
Differenziert und engagiert berichtete Frau Stolle von einzelnen Tätigkeitsbereichen und den dahinterliegende Problemfeldern der Gesellschaft. Sie wies besonders auf die zunehmende Genitalverstümmelung in Indonesien hin, die auf eine Islamisierung des Staatswesens zurückzuführen ist, welches die weibliche Beschneidung inzwischen als "religiöse Pflicht" für 100 Mio. Frauen deklariert. Terre des Femmes betreibt dagegen eine Aufklärungskampagne in Dörfern und ein Schutzhaus für Mädchen. Die Spenden unseres Abends kommen dieser Kampagne zugute.
In der anschließenden Diskussion wurde Frau Stolle u.a. gefragt, ob sie die Ähnlichkeit in der Zielsetzung verschiedener Frauenorganisationen (z.B. Terre des Femmes und Zonta) als Verzettelung empfinde. Sie verneinte das und wies darauf hin, dass in einer spezialisierten Gesellschaft wie unserer durchaus auch spezielle Gebiete bearbeitet werden müssten und dass das Betätigungsfeld leider in der globalisierten Welt mit ihren vielen Migrationsbewegungen noch immer sehr groß sei.
Wir danken der Referentin für ihren spannenden wie informativen Vortrag!
Weitere Informationen zu Terre des Femmes finden Sie unter http://terre-des-femmes.de/